Laos Tagebuch September 2004, Ilona Neumann Duerkop

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Laos Tagebuch, September 2004   Ilona Duerkop
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Manchmal erzählen Beobachtungen ein kurze und prägende Geschichte und die Einblicke die sie geben gehen weit über die Beobachtung hinaus und stoßen uns in eine Tiefe in der plötzliche Erkenntnisse auf uns lauern, die uns schwindeln lassen. In diesen selten Momenten erkennen wir, das der Boden des Alltages der uns trägt in Wirklichkeit eine hauchdünne Folie ist die sich über einen bodenlosen Grund spannt, in dessen Tiefe wir nichts erkennen.
Ilona Duerkop

Vientiane, Mittwoch
den 1. September 2004

Latest Exchange Rates
Exchange rates of September 1, 2004,
Quelle: Vientiane Times
Currencies Buying Lao kip
Selling Lao kip
1 US$ Deno 1 - 20
      Deno 50 - 100
1 Thai baht
1 Euro (50-500)
1 UK pound
1 Japanese yen
1 Canada dollar
1 Australian dollar

10,815.00
10,820.00
264.29
12.797.00
18,783.00
96.00
8,061.00
7,407.00

10,9060
10,906.00
265.29
13,353.00
19,917.00
101.00
8,581.00
7,790.00



Vientiane, Freitag den
03. September 2004


Kurz vor Schulbeginn teilt das Ministerium für Bildung mit, das das Budget zum Druck der Schulbücher nicht ausreicht.
600 Millionen Kip (€ 460) für den Schulbuchdruck in ganz Laos. Vientiane wird 17.500 Schulbücher für alle Schulen der Stadt erhalten. Ein Großteil der Bücher wird von den Lehrern benutzt. Mit etwa 250.000 Kip (€ 20) Monatsgehalt, fällt es auch ihnen schwer sich die Schulbücher auf dem Dthalat Tsau (Markt Morgen) zu kaufen. Gerade haben die Eltern von Buj eine neue Schuluniform gekauft, Geld für Schulbücher ist kaum noch da. Buj wird sich mit zwei oder drei Mitschülern, die ebenfalls kein Geld für Schulbücher ausgeben können, die Schulbücher für die sechs Unterrichtsfächer teilen müssen.

Vientiane, Mittwoch den
15. September 2004


Seit 15 Jahren schiebt sie ihren Holzkarren, jeden Tag auf dem Damm entlang. Links und rechts vom Damm stehen Häuser aus Stein und Stelzenhäuser aus Holz. Nicht weit von hier beleckt der milchkaffee braune Mekong seine Ufer. Wieder hat er gut 10 Meter Uferböschung verschwinden lassen. Er wird zum Fluch und Reichtum der Ufergebiete. Die Menschen die vor dem Damm ihre Häuser gebaut haben beobachten an Regentagen den kilometerbreiten Mekong. Ein Tag voll Sonnenschein stellt das bedrohte Gleichgewicht wieder her. Der Reichtum: Schwemmland wird abgelagert, in der Trockenzeit wird Gemüse, Mais und Salat einen üppigen Nährboden vorfinden und der Mekong wird wieder 10 Meter tiefer fließen, gemächlicher und gleichsam von der Hitze der Trockenzeit betäubt. Jetzt in der Regenzeit treiben im Hauptströmungsarm ganz Bäume in Ufernähe vorbei. Dem Treibgut folgend erkennt man die Geschwindigkeit der Strömung, gäbe es diese mitgerissenen Bäume nicht, würde man glauben der Mekong sei ein gemächlicher träger Fluss. Auf ihrem Holzkarren verkauft die flinke alte Frau Kuchen den sie in der einzigen Großbäckerei von Vientiane gekauft hat und kleine Süßigkeiten die sie zu Hause, am frühen Morgen, selbst zubereitet hat. Ich liebe diese kleinen Köstlichkeiten, aus dem Fleisch- und Wasser der Kokosnuss. Eingepackt sind sie in kleinen Schatullen die aus den gefiederten Palmwedeln der Kokosnusspalme gefaltet werden. Sie ist 76 Jahre alt und hat 6 Kinder, drei Söhne und drei Töchter.
Wir stehen im Nieseldauerregen und ich würde gerne noch weiter mit ihr reden, doch sie besteht darauf, dass ich mich unterstelle, ich werde ja ganz nass. Ich spüre das kein Einwand sie davon überzeugen könnte, dass es mir nichts ausmacht. Lange schaue ich ihr nach. Einzig ihr spitzer Hut, ebenfalls hergestellt aus den Palmwedeln der Kokosnusspalme, schützt sie ein wenig vor dem Regen. Ihre Köstlichkeiten unter der Plastikplane bleiben trocken. Immer kleiner wird sie. Wieder verschwindet ein Tag in den Jahren die zurück liegen. Die alte Frau wird zum Sinnbild für die Vergänglichkeit des Augenblicks.

Khon Kaen, Thailand vom
17. – 19. September 2004


Die erste längere Fahrt mit unserem neuen Expertenauto einem Toyota Prado, so weiß wie die meisten Projektautos in Laos. Ich habe ihm den Namen Panzer gegeben. Im Gegensatz zu unserem Kia Sportage, der uns 145.420 Kilometer durch Laos, Thailand, Malaysia und Kambodscha sicher geleitet hat, kommt der Neue mir wie ein Panzer vor. 20 Kilometer vor Udon Thani platzt der Reifen auf der Überholspur.
Ein ohrenbetäubender Knall und das ganze Profil der Abrollfläche wird vom Reifen gerissen und fliegt von uns weg, kein Motorradfahrer – zum Glück. Wie es sich für einen Panzer gehört, bleibt das Auto in der Spur. Vom Randstreifen aus ist die kerzengerade Gummispur deutlich auf dem Asphalt zu sehen, sie knickt erst ab als wir auf den Randstreifen fahren und dazu die beiden Spuren überqueren müssen. Am Abend haben wir unser Ziel in Khon Kaen erreicht das Sofitel ein Hotel der Accorkette. Unser Panzer hat in Udon Thani noch eine satte Soundanlage bekommen, zwei neue Boxen und die Beiden die in den Vordertüren schon eingebaut waren. Bei unserer nächsten Fahrt nach Thailand werden die Alten jedoch weichen müssen und dann wird der Sound perfekt. Ein Panzer mit Musik das nimmt dem Namen doch etwas Militärisches. Während des Einbaus haben wir die CD´s gekauft, die uns auf der weiteren Fahrt begleiteten.
Sofitel Raja Orchid Khon Kaen steht auf der Broschüre. Wir haben reserviert und weil es ein besonderes Wochenende ist unsere erste Suite. Frühstück ins Zimmer, Massage, Pediküre, Maniküre und Schwimmen im vierten Stock.
Der vierte Stock ist auch Umsteigeplatz für uns vom Lift der uns aus dem 8. Stock in den vierten Stock bringt. Abends schweben wir dann mit dem verglasten Kapselfahrstuhl die letzten vier Stockwerke hinab in die riesige Lobby. Es ist nicht einfach zwischen den verschiedenen Restaurants zu wählen. Selbst eine kleine Brauerei gibt es hier, die Oktoberfeststimmung ist zum Glück missglückt und wir genießen einfach ein gutes Bier. Das Draußen lässt sich ausblenden und verschwindet beinahe aus dem Gedächtnis.
Sonntagmittag noch das bestellte Brot in der Bäckerei abholen, 9 Brotlaibe hängen an unseren Armen. Es war schön, und drei Tage sind eine gute Zeit sich einfach mal aus der Welt zu stehlen.
Jetzt freuen wir uns darauf wieder hinaus in die Welt zu gehen, hatten wir nicht doch schon angefangen sie zu vermissen?

Vientiane, Montag
den 20. September 2004


August ist der regenstärkste Monat während der gesamten Regenzeit. 60 Hektar Land in der Provinz Savannakhet sind überflutet, am stärksten betroffen ist der Distrikt Xepon. Die Straße von Xepon nach Vilabouly ist unter Wasser, dies erschwert die Transporte in den Distrikt. Sollten die heftigen Monsunregen anhalten, werden ein großer Teil der Farmer ihren Reis nicht ernten können.

Vientiane, Mittwoch
den 22. September 2004


In 14 Dörfern in Vientiane Provinz gibt es nach wie vor noch keine verlässliche Stromversorgung. Die Pläne alle 14 Dörfer bis 2005 mit Strom zu versorgen scheitern am verfügbaren Kapital. Zu den Dörfern gehören beispielsweise Pakkuang, Huay Namyon, Bhan Mei, Pasang und Vangma.

Hadxaifong hat mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Hadxaifong liegt am Mekong, etwa 10 Kilometer von Vientiane entfernt. Der Mekong ist hier über seine Ufer getreten und hat etwa 100 Hektar Reisfelder überflutet. Vor zwei Wochen hat das Training der gemischten Mannschaft für das Bootsrennen, Ende Oktober begonnen. 50 Frauen sitzen gemeinsam in einem Langboot und trainieren, etwas die Hälfte sind Ausländerinnen vieler verschiedener Nationen, die andere Hälfte sind Laotinnen aus dem Dorf. Drei Mal habe ich in den letzten Jahren an diesem Training teilgenommen, zwei Mal auch am eigentlichen Rennen.
Während der Vorbereitungen zum Rennen, war Hadxaifong noch nie so stark vom Hochwasser betroffen wie in diesem Jahr. Ich bin nicht sicher ob die Frauen am kommenden Samstag gemeinsam Trainieren werden. Die Frauen des Dorfes dürften andere Sorgen haben. Die laotische Tradition, dass Herz ruhig zu halten spricht jedoch für einen normalen Trainingstag am Samstag.
Eigentlich hätten sie recht, dass Hochwasser kann man durch Sorgen nicht vertreiben!

Vientiane, Freitag
den 24. September 2004


In der letzten Woche besuchte ein Argentinischer Tourist eine der Höhlen um Vang Vieang, seit dem wurde er vermisst. Die Hoy Höhle ist etwa 10 Kilometer lang. Drei Mal haben Bewohner aus Vang Viang die Höhle nach dem Vermissten abgesucht. Erst ein großer Suchtrupp konnte nach drei Tagen die Leiche des Argentiniers bergen. Seit wie vielen Tagen der Tourist schon tot in der Höhle gelegen hat konnte nicht festgestellt werden. Seine Familie war von den Behörden informiert worden und reiste nach Laos.
Sie warteten auf Nachricht in Vientiane. Am Samstag wurde der Tote nach Vientiane gebracht.
So wie es scheint hat er die Hoy Höhle allein betreten. Die Höhlen in Laos sind weitgehend unerforscht und Einheimische wagen sich nur in den Eingangsbereich. Zu Kriegszeiten flohen die Mensch vor den Flugzeugen und verbrachten teilweise Monate in den Höhlen. Aus dieser schweren Zeit stammen die wenigen Führer, die einen sicher durch die Höhlen führen können.

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